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Der Seeclub Biel ist in die neue Rudersaison gestartet. Der Verein will mehr Kinder für den Sport begeistern. Dabei hilft eine 22-Jährige, die ihre Ruderkarriere erst kürzlich beendet hat.

Alina Berset ist 22-jährig und top motiviert für ihre neue Stelle beim Seeclub Biel. Sie hat als Co-Trainerin ein Pensum von 20 Prozent und leitet den Anfängerkurs, der am Mittwoch beginnt. Sie sagt: «Ich freue mich einerseits und bin auch mega gespannt, da ich noch nie einen Anfängerkurs geleitet habe. Ich erinnere mich noch daran, als ich vor zwölf Jahren selbst so einen Kurs besucht habe. Ich hatte mega Spass dort.»

Die gebürtige Zentralschweizerin lebt in Nidau und studiert in Magglingen Teilzeit Sportwissenschaften. Im Dezember trat sie als Spitzensport-Ruderin zurück. Schon während der Karriere war für sie klar, dass sie nachher Trainerin werden möchte. «Ich merkte nach meinem Rücktritt sofort, dass ich die Leidenschaft fürs Rudern noch habe. Ich mag diesen Sport immer noch sehr. Ich will es einfach nicht mehr auf einem Spitzensport-Level betreiben», so Berset.

Ihr gehe es nun darum, die Jungen für den Rudersport zu begeistern und Spass zu haben. Dafür sei das Leiten des Anfängerkurses ideal. Diesen Gedanken hatte auch der Bieler Cheftrainer Beat Howald. Deswegen fragte er Berset im Dezember an, ob sie nicht interessiert wäre an der Stelle, die beim Seeclub Biel frei wurde. Anfang Januar gab ihm die 22-Jährige einen Korb. «Sie ist dann von sich aus später auf mich zugekommen und da wir noch niemanden hatten, sind wir froh, hat sich Alina noch einmal bei uns gemeldet», so Howald. Berset erklärt: «Ich dachte, dass ich nach meinem Rücktritt vom Spitzensport ein wenig Abstand brauche, dann merkte ich aber, dass ich gleich Trainerin werden möchte.»

«Alles ist noch frisch»
Da sie letzte Saison noch mit Marion Heiniger, die im Seeclub Biel ist, in einem Boot sass, kennt die Zentralschweizerin den Klub bestens und hat auch schon etliche Trainings auf dem Bielersee absolviert. Den Einstieg ins Trainerwesen direkt nach der eigenen Karriere sieht sie als idealen Einstieg: «Ich glaube, so ist es am besten, weil alles noch frisch ist. Erste Erfahrungen in meinem jungen Alter zu sammeln, ist mega cool.»

Ein weiterer Vorteil ist, dass sie altersmässig deutlich näher bei den Kindern ist, die am Mittwoch in den Anfängerkurs starten, als der 61-jährige Howald. Es sind vorerst 18 Kinder sowie Jugendliche zwischen elf und 16 Jahren, ein Einstieg ist aber auch während der Saison möglich.

«Anfänger und Anfängerinnen brauchen Vorbilder»
Dieser Kurs geniesst im Seeclub Biel diese Saison einen hohen Stellenwert. Howald, der seit elf Jahren Cheftrainer ist, sagt: «Wir möchten neue Mitglieder gewinnen. Im Moment haben wir eine relativ kleine Gruppe, die Wettkämpfe bestreitet, deshalb liegt der Fokus sicher auch darauf, dass wir wieder einen Unterbau hinkriegen und mehr Ruderinnen und Ruderer für Regatten aufbauen können.»

Eine der Herausforderungen ist es, den Kindern aufzuzeigen, was es braucht, um später an Wettkämpfen teilnehmen zu können. «Dafür müssen sie mehr als ein- oder zweimal ins Training kommen», stellt Howald klar. Er meint weiter: «Wir haben einige 14- und 15-jährige Mädchen, die letzte Woche auch im Trainingslager dabei waren, und das sind die Jüngsten, die auch bei Regatten starten werden.» Es sei nicht so, dass man gar keine jungen, ambitionierten Mitglieder habe, aber es werde darum gehen, den richtigen Mix zu finden. «Die Anfänger brauchen solche Vorbilder, damit sie den Übertritt schaffen.»

«Sollen Spass haben»
Gleichzeitig hat der Verein auch Athletinnen und Athleten, die noch ambitionierter sind. Ein Beispiel ist Marion Heiniger, die letzte Saison U23-Europameisterin wurde. Ein anderes ist Nils Schneider, der noch um einen Platz in einem Boot für die Olympischen Spiele kämpft. Für den Seeclub gilt es, den Spagat zu schaffen und niemanden zu vernachlässigen, auch wenn Schneider nur noch selten in Biel trainiert.

Alina Berset weiss aus eigener Erfahrung ganz genau, was es braucht, um im Rudersport etwas zu erreichen. Es sind unzählige Stunden im Training und eine grosse Opferbereitschaft. Doch nun kümmert sie sich ab Mittwoch um Kinder, die noch nie in einem Ruderboot sassen. Da verschiebt sich der Fokus verständlicherweise. «Die Kinder sollen mit Spass zu diesem Sport finden», so die neue Trainerin des Seeclubs Biel. Wenn es das Wetter erlaubt, sitzen schon diese Woche 18 Kinder erstmals in einem Ruderboot.

Bericht auf ajour.ch (mit mehr Fotos)

Bericht als PDF

Text: Michel Eggimann, Bieler Tagblatt

Bild: Dominik Rickli, Bieler Tagblatt